Workflow zur Bildoptimierung von Pressebildern

Die Redakteurin ruft in der Pressestelle an, sie braucht dringend ein Foto. Das Pressebild sendet der Mitarbeiter ihr gerne umgehend zu, aber kurz darauf hat er die Redakteurin wieder am Telefon: Die Auflösung stimmt nicht! Bildanfragen führen häufig zu Missverständnissen, vor allem was die technischen Anforderungen an die gewünschten Fotos betrifft. Fragt eine Redaktion Daten für den Druck an, ist oft die Auflösung des Bildmaterials zu gering. Oder die Pressestelle hat die Daten für ein Ausgabemedium optimiert, das nicht mit dem gewünschten Verwendungszweck übereinstimmt. Beispielsweise liegt ein Foto nur im sRGB-Format vor, die Redaktion benötigt aber für die Bearbeitung für den Offsetdruck einen größeren Farbraum.

Zwei Ziele, ein Arbeitsgang

Wenn Sie Ihre Pressebilder bearbeiten, gilt es meist zwei Ziele zu verfolgen: Zum einen sollten Sie Fotos so optimieren, dass Redaktionen sie problemlos verwenden können. Zum anderen wollen Sie Ihre Fotos aber auch für Ihre eigenen Medien wie Ihre Homepage bearbeiten. Wie Sie diese Arbeitsschritte miteinander kombinieren und so sehr viel Zeit bei der Bildbearbeitung sparen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Einhaltung der Bearbeitungsschritte spart Zeit und sichert Daten

Wann wird ein Bild geschärft? An welcher Stelle kommen Farbprofile ins Spiel? Ich stelle Ihnen einen Arbeitsablauf vor, der diese Schritte in eine logische Reihenfolge bringt (siehe auch Abbildung „Workflow Bildbearbeitung“). Bildmaterial, das Sie weitergeben wollen, sollte möglichst nicht auf ein spezielles Ausgabemedium festgelegt sein, während Bilder, die Sie zum Beispiel für Ihre Homepage verwenden, wiederum genau für dieses Medium optimiert sein sollten. Die beiden Arbeitsbereiche bauen aufeinander auf und Sie können diese zeitsparend miteinander kombinieren.

 

Organisation der Arbeitsschritte der Bildbearbeitung in Pressestellen
Organisation der Arbeitsschritte der Bildbearbeitung in Pressestellen

 

Die Master-Datei

Als Master-Datei bezeichne ich eine Datei, die in ihrer Größe, ihrem Farbprofil, der Belichtung und den Farben sowie in ihrem Bildausschnitt die Grundlage für die häufigsten Fälle der Weiterbearbeitungen liefert. Sie können sie als Ausgangsdaten sowohl für den Offsetdruck als auch für das Internet verwenden. Der Vorteil einer solchen Datei besteht darin, dass Sie nicht immer wieder von vorne beginnen die Rohdatei zu bearbeiten, wenn sie das Fotos an ein neues Ausgabemedium anpassen wollen. Sie können im Rückgriff auf die Master-Datei vier Arbeitsschritte einsparen! Und Sie haben eine ideale Archiv-Datei zur Hand, wenn Bildmaterial aus Ihrer Pressestelle angefragt wird.

Fünf Schritte zur Master-Datei

1. Importieren und Kopieren

Sie öffnen die Rohdatei, ohne dass hierbei das Kamera-Farbprofil Adobe RGB in ein anderes Profil konvertiert wird. Jetzt legen Sie eine Kopie der Rohdatei an. Sie können im Dateinamen einfach „Master“ hinzufügen. Beispiel: „Jahresempfang_1_Master.jpg“.

Merke: Gearbeitet wird immer nur an der Kopie der Rohdatei. Die Rohdatei sollten Sie gesondert aufbewahren beziehungsweise archivieren.

2. Formatieren zur Master-Datei

In diesem Arbeitsschritt können Sie durch den Bildausschnitt Gestaltungsfehler ausgleichen. Sie erhalten jetzt eine Arbeitsdatei als Grundlage für alle weiteren Schritte in der Bildbearbeitung.

Wählen Sie eine Bildgröße, die einen hochwertigen Druck bis zum DIN-A3-Format erlaubt. Eine übliche Dateigröße ist 360 mm x 230 mm bei 300 ppi. Die geöffnete Datei hat die Datenmenge von circa 34,5 MB und als geschlossenes JPG-Format ist sie mit etwa 3,10 MB schnell downloadbar und als Mail-Anhang zu versenden. Zum Thema Formate lesen Sie bitte meinen Artikel „Bildauflösungen in der Praxis“.

3. Belichtung der Master-Datei

Unter dem Begriff Belichtung oder sogar Beleuchtung (Photoshop Elements) finden sich in vielen Bildbearbeitungsprogrammen die Werkzeuge zur Steuerung der Bildhelligkeit und des Bildkontrastes. Beide Parameter beeinflussen erheblich die Farbgebung des Bildes. Daher ist es notwendig, die Schritte zur Helligkeits- und Kontrastkorrektur vor der Farbkorrektur durchzuführen.

4. Farben

Farbkorrekturen sind Geschmackssache. Ein Richtig oder Falsch ist dabei nicht immer auszumachen. Ich empfehle störende (augenfällige) Farbstiche zu korrigieren, dabei aber so vorzugehen, dass dabei nicht zu viele Farbinformationen verloren gehen.

5. Sichern

Mit dem Abschluss des vierten Schrittes haben Sie eine universell verwertbare Datei erstellt. Sie entspricht dem Standard von Bildagenturen und eignet sich für die üblichen Ausgabemedien wie Print und Online. Diese Datei sollten Sie mit Metadaten versehen (siehe Artikel „Bildbeschriftung in der Pressearbeit„), archivieren und bei Bildanfragen weiterleiten.

Drei Bearbeitungsschritte für das gewünschte Ausgabemedium

Wollen Sie selber ein Foto für ein bestimmtes Ausgabemedium bearbeiten, dann erweitert sich Ihr Workflow der Bildbearbeitung um drei weitere Schritte. Häufig gilt es, ein Foto internet-tauglich zu machen und zwar beispielsweise zum einen für die eigene Webseite und zum anderen für Social-Media-Kanäle wie Facebook und Instagram.

1. Formatierung für das gewünschte Ausgabemedium

Wichtig ist, dass Sie auch hier wieder eine Kopie der Master-Datei erstellen. Ich empfehle Ihnen, einen Dateinamen entsprechend der Verwendung anhängen. Beispiel: „Jahresempfang_1_Internet.jpg“. Skalieren Sie die Kopie jetzt für Ihre Zwecke. Soll die Datei für das Internet angepasst werden, muss sie in ihrer Größe heruntergerechnet werden.

2. Schärfen

Das Schärfen einer Datei ist nur dann sinnvoll, wenn wir wissen und sehen, welche Fläche das Bild einnimmt. Daher schärfen Sie immer erst nach der Skalierung!

3. Profilierung

Als letzter Schritt im Workflow der Bildbearbeitung profilieren Sie das Foto für die optimale Farbwiedergabe auf dem betreffenden Ausgabemedium (siehe Artikel „Die Verwendung von Farbräumen in der Bildbearbeitung„). Ihre Master-Datei sollte im Adobe RGB-Profil erstellt sein. Wollen Sie zum Beispiel eine optimale Farbwiedergabe im Internet auf einer Vielzahl sehr unterschiedlicher Monitore erreichen, ist es notwendig das bestehende Profil durch ein sRGB-Profil für die Bildschirmwiedergabe zu ersetzen.

Zusammenfassung

  1. Die gezeigten Arbeitsschritte der Bildbearbeitung bauen logisch aufeinander auf. So vermeiden Sie doppelte Arbeit und sparen Zeit.
  2. Sie arbeiten immer nur an der Kopie der Rohdatei.
  3. Aus der Kopie der Rohdatei erarbeiten Sie die Master-Datei und Kopien der Master-Datei passen Sie für bestimmte Ausgabemedien an.
  4. Die Master-Datei eignet sich, mit Metadaten versehen, für die Archivierung.
  5. Bei Bildanfragen sollten Sie die Master-Dateien herausgegeben oder besser gleich zum Download in einer Bilddatenbank bereitstellen. Diese Daten eignen sich technisch für die Weiterverarbeitung für verschiedene Ausgabemedien. Das erspart Ihnen die sonst häufigen Rückfragen, wenn Redaktionen Bildmaterial zum Beispiel wegen zu geringer Auflösung nicht verwenden können.

Grafik Workflow Bildbearbeitung für Pressestellen hier als PDF zum Download: Workflow-Bildbearbeitung-Ausdruck-1

Christian Eggers, 29.03.2015