Zeigen Sie Einstellung – Die drei grundlegenden Kameraeinstellungen

Bevor Sie auf den Auslöser Ihrer Kamera drücken, treffen Sie eine Menge Entscheidungen. Inspiration, Intuition und Bewusstsein bestimmen den Gestaltungsprozess auf dem Weg zu einem aussagekräftigen Foto. In diesem Beitrag geht es um die Schärfung Ihres Bewusstseins für die Wahl Ihrer Kameraeinstellung.

Die Größe eines Ausschnitts beim Filmen und Fotografieren nennt man Kameraeinstellung. Die Kameraeinstellung zeigt nicht nur aus welcher Entfernung und aus welchem Winkel eine Szene fotografiert wird. Sie zeigt die Einstellungen des Fotografen zu dem Thema und zu dem, was dem Fotografen wichtig ist an der Szene. Soll die Aufmerksamkeit mehr auf Details gelenkt werden oder möchte der Fotograf mehr Abstand gewinnen und dafür die Umgebung einbinden, um der Szene damit Atmosphäre zu verleihen?

Diese Entscheidung ist von so fundamentaler Bedeutung für die Aussagekraft und den Inhalt eines Fotos, dass sie ständig bewusst vor dem Druck auf den Kameraauslöser getroffen werden muss.

Totale, Halbtotale und Nahaufnahme

Sie haben drei grundlegende Möglichkeiten der Kameraeinstellung: Die Totale als Übersicht einer Szene, die Halbtotale als Konzentration auf einen bis zwei weitere Aspekte die Ihnen wichtig erscheinen und zu guter Letzt die Nahaufnahme, die die Umgebung völlig eliminiert und sich allein auf das Wesen eines Details einer Szene mit intimer Nähe beschränkt.

Am Beispiel von drei Fotos verdeutliche ich den gedanklichen Ablauf, der Sie zu einer Einstellung finden lässt.

 

Das Foto zeigt einen älteren Friseur in seinem Salon bei der Arbeit.
Beispiel für eine Totale mit einem 28er Weitwinkel fotografiert. Foto: Christian Eggers

Rüstiger Friseur: Das Thema dieses Bildes ist ein mit seinem Salon gealterter Friseurmeister, der lange noch nicht an den Ruhestand denken mag. Ich habe mich hier für die Totale entschieden und versucht, trotz des begrenzten Platzes, die Atmosphäre des Arbeitsumfeldes mit in das Porträt einzubeziehen. Ohne das faszinierende 50er Jahre-Umfeld wäre die Geschichte nicht vollständig erzählt.

Schornsteinfegerin: Aus einer Bildserie „Frauen in Männerberufen“ stammt das Bild dieser Bezirksschornsteinfegerin. In den Vordergrund sollten Persönlichkeit und Selbstbewusstsein gestellt werden. Für dieses Porträt, das Vitalität, Tatendrang, Stolz und Optimismus ausstrahlt, habe ich eine Halbtotale gewählt. Der unscharfe Hintergrund unterstützt die Konzentration auf die Persönlichkeit.

 

Das Foto zeigt eine Schornsteinfegerin mit einer Leiter auf der Schulter.
Beispiel für eine Halbtotale mit einem 180er Teleobjektiv fotografiert. Foto: Christian Eggers

 

Therapiehundezüchterin: In der Nahaufnahme kommt die besondere Beziehung zwischen Mensch und Tier hier erst szenisch zur Geltung. Es geht um die Themen Nähe, Freundschaft, Schutz und Trost. Es lag daher nahe ein „Gesicht zu Gesicht“ Porträt aufzunehmen und die Umwelt ganz und gar auszuschließen.

 

Das Foto zeigt eine Hundezüchterin mit einem jungen Hund auf dem Arm.
Beispiel für eine Nahaufnahme, fotografiert mit einem 300er Teleobjektiv. Foto: Eggers

 

Wie Sie sehen können, ist die Entscheidung für die Kameraeinstellung das Ergebnis einer gedanklichen Vorarbeit. Es gibt dabei kein Richtig oder Falsch. Wichtig ist nur, dass Sie diese Vorarbeit leisten und sich auf Grund Ihrer persönlichen Sichtweise wirklich entscheiden für eine Totale, Halbtotale oder Nahaufnahme und damit Ihre (Kamera-) Einstellung zeigen.

Christian Eggers, Kiel, 03.09.2014

Ich freue mich über Kritik und Anregungen.

 

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