Die Verwendung von Farbräumen in der Bildbearbeitung

Moderne Digitalkameras und Hochleistungsscanner liefern satte Farben, hervorragende Kontraste bei fein abgestuften Farbübergängen, strahlende Lichter und knackige Schwärzen. Dieser große und faszinierende Dynamikbereich des so genannten Eingabefarbraums übersteigt in der Regel die Wiedergabemöglichkeiten. Der Eingabefarbraum ist nicht darstellbar, weil Bildschirme wie auch Papier je nach ihrer Beschaffenheit immer nur einen Teil der tatsächlich vorhandenen Bildinformationen reproduzieren können.

 

Notwendigkeit der Farbraumreduktion

Ist ein großer Farbraum für die Bildbearbeitung zunächst ein unverzichtbarer Vorteil, so führt er ohne eine abschließende Reduzierung zur Anpassung an die technischen Möglichkeiten des Wiedergabemediums zu Fehlfarben bei der Bildschirmdarstellung und zugelaufenen Bildbereichen im Druck. Letzteres kann besonders im Zeitungsdruck ruinierend sein: Der zu hohe Farbauftrag „schmiert“ im Druck und der Leser findet auf der dem Foto gegenüberliegenden Seite einen hässlichen Spiegelbildschatten.

Die Verkleinerung von Farbräumen zur Anpassung an ein vorbestimmtes Medium ist somit ein notwendiger letzter Arbeitsschritt in der Bildbearbeitung. Er ist das Zugeständnis an die Qualität des Ausgabemediums und er führt dazu, dass ein Foto unter den Bedingungen des Ausgabemediums optimal zur Geltung kommt.

 

Die Farbräume und ihre Farbprofile

Farbräume bilden zunächst zwei Familien: Die RGB Farbräume für die Bildschirmfarben und die CMYK Farbräume für die Vierfarbdruckausgabe. Die Abkürzung RGB steht für Rot, Grün und Blau als Grundfarben. CMYK ist die Abkürzung für die Farben Cyan, Magenta, Yellow; das K steht für Key (Schlüssel = Stimmung), und bezeichnet den Schwarzanteil im Farbspektrum. Sowohl für den RGB Farbraum wie auch für den CMYK Farbraum bestehen unterschiedliche Grade der Farbraumreduktionen. Sie werden als Softwaretools, meist über Photoshop eingebunden und ICC-Profile genannt.

RGB Profile:

Die beiden wichtigsten Profile im RGB Farbraum sind Adobe RGB und sRGB (Standard-RGB). Das Adobe RGB bildet den größten darstellbaren Farbraum und es ist der Ausgangspunkt für die Bildbearbeitung. Bilder sollten auch in diesem Profil archiviert werden. Die sRGB Farbprofile optimieren Fotos für die Bildschirmdarstellung und sollen gewährleisten, dass ein Foto auch mit weniger leistungsstarken Monitoren akzeptable Farbwiedergabe erreicht. Verwendungszweck ist somit vorrangig das Internet. Die meisten Fotodrucker sind aus Gründen der Effizienz auf die Weiterverarbeitung von sRGB Profilen ausgelegt und sie konvertieren diese im Hintergrund in Druckfarben.

CMYK Profile:

CMYK Profile sind auf die unterschiedlichen Papiersorten im Offsetdruck ausgerichtet. Je nach Beschichtung und der Offenporigkeit eines Papiers wird mit ihnen der maximale Farbauftrag gesteuert. Als Beispiele hervorzuheben sind die Profile Euroscale Coated (für beschichtete Papiere), Euroscale Uncoated (für unbeschichtete Papiere) und ISOnewspaper für den Sonderfall Zeitungsdruck. Hier ist der Farbraum extrem eng. Zeitungspapier verhält sich so wie ein Löschblatt, auf das ein Tintenklecks trifft: Der Klecks breitet sich sternenförmig aus und dieser Effekt führt im Zeitungsdruck zu einem Zulaufen der Bilder, wenn der maximale Farbauftrag eine bestimmte Prozentzahl überschreitet. Bei einer Konvertierung in das ISOnewspaper Profil wird der Farbauftrag so reduziert, dass er 240% der Summe der Farbkanäle CYMK nicht überschreitet.

Um eine Vorstellung vom Umfang des Farbraumes im Zeitungsprofil zu bekommen kann folgendes Bild dienen: Entspricht der Adobe Farbraum der Größe eine Fußballs, verhält sich die Größe des CMYK Farbraumes im Zeitungsprofil dazu wie ein Tennisball.

 

Profilnutzung und Konsequenzen für den Arbeitsablauf

Profilierungen haben dann Sinn, wenn das Ausgabemedium bekannt ist. Ein Foto kann gezielt auf eine optimale Wiedergabe für das vorbestimmte Medium eingestellt werden.

Sollen Bilder in ein anderes als dem Adobe RGB Profil konvertiert werden, ist dieses stets der letzte Schritt in der Kette der Bildbearbeitung. Dieser Schritt sollte immer an der Kopie des bearbeiteten Bildes erfolgen. Grund: Jede Konvertierung eines Fotos aus dem Adobe RGB Profil in ein sRGB oder CMYK Profil verkleinert den zur Verfügung stehenden Farbraum und schränkt damit Bildbearbeitung und Nutzungsmöglichkeiten des Bildes ein. Farbraumreduzierungen sind nicht rückgängig zu machen und es droht somit ein endgültiger Qualitätsverlust, sofern nicht die Rohdatei gesondert erhalten geblieben ist.

Christian Eggers, Nordbild GmbH, Kiel, 18.09.2014

Hat Ihnen der Beitrag geholfen? Ich freue mich über Kritik und Anregungen: